Wer die Vorteile der zahlreichen Google-Produkte nutzen möchte, gibt mit der Erstellung eines Google-Kontos den Großteil der Rechte an den eigenen Nutzerdaten auf. Doch in vielen Bereichen existieren gängige Alternativen zu Google-Produkten, die weitaus weniger sensible Daten sammeln. Wir stellen die besten Alternativen in diesem Blogartikel vor, mit denen Sie sensible Unternehmensdaten vor Googles Zugriff schützen.
Letzte Woche haben wir uns mit Google-Produkten, die spezifisch für Unternehmenszwecke entwickelt wurden, beschäftigt. Diese Woche lernen Sie nun Alternativen zu den Google-Tools kennen, die alle samt deutlich sensibler mit Ihren persönlichen und geschäftlichen Daten umgehen.
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Die Gier nach Daten
Googles Datenhunger ist unersättlich. Und das aus gutem Grund: Das Geschäftsmodell des Technologieriesen aus dem kalifornischen Mountain View basiert auf der Sammlung möglichst detaillierter Daten seiner Nutzerinnen und Nutzer, die dann anschließend lukrativ an Werbetreibende verkauft werden können. Je mehr Daten hierbei gesammelt werden, desto genauer kann die Werbung an die Interessen der Userinnen und User angepasst werden und umso höher wird der Umsatz: 146 Milliarden US-Dollar verdiente Google im Jahr 2020. Ein Ende von Gewinnsteigerungen, zuletzt auch bedingt durch die Digitalisierungsbestrebungen im Rahmen der Corona-Krise, ist nicht in Sicht.
Die Gier nach Daten führt bei einigen Menschen aber dazu, sich bewusst auf die Suche nach Alternativen zu Google-Produkten zu begeben. Gerade Unternehmen überlegen sich gerne zwei Mal, Daten aus diversen sensiblen Geschäftsbereichen einem einzelnen Anbieter zu überlassen.
„Ungoogle yourself“
Gewünscht sind Technologien und Webanwendungen, die Privatsphäre und das Recht an den eigenen Daten respektieren. Diese Suche kann allerdings mühselig werden, da Google den Komfort bietet, mit einem einzelnen Google Konto Zugriff auf eine ganze Reihe anderer Produkte und Anwendungen zu haben. Genau aus diesem Grund haben wir für Sie eine Liste mit einer Übersicht über die besten Alternativen zu gängigen Google-Produkten zusammengestellt. Sie selbst können entscheiden, ob Sie in bestimmten Bereichen auf die datenschutzkonformeren Alternativen zugreifen möchten oder bereit sind, mit Ihren eigenen Daten für den Komfort eines Google-Kontos zu bezahlen.
Alternativen zur Google-Suche
Wer auf Privatsphäre steht, ist mit der klassischen Google-Suche schlecht beraten. Der kalifornische Konzern zeichnet IP-Adresse und Suchbegriffe auf und erstellt daraus ein möglichst detailliertes Bild seiner Nutzerinnen und Nutzer, das dann gewinnbringend an die Werbewirtschaft weiterverkauft werden kann.
DuckDuckGo
Wer Suchmaschinen nutzen möchte, ohne dass dabei ein Nutzerinnen- und Nutzerprofil erzeugt wird, findet mit DuckDuckGo eine gangbare Google-Alternative. Es handelt sich bei dem US-Anbieter um eine Meta-Suchmaschine, die aus den Quellen von Yahoo, Bing und Yandex gespeist wird.
MetaGer
Wer gerne eine Suchmaschine aus Europa nutzen will, kann das mit dem deutschen Anbieter MetaGer tun. Hier erfolgt die Datenübertragung ausschließlich verschlüsselt über das HTTPS-Protokoll. Weder werden persönliche Daten und Suchergebnisse gespeichert noch Session-Cookies und IP-Adressen hinterlegt.
Alternativen zu Google Chrome
Vorbei sind die Zeiten, in denen Google Chrome nur ein Browser unter vielen Anbietern war. Mittlerweile hat es Google geschafft, seinen Browser als Standard zu etablieren. Inzwischen nutzen ca. zwei Drittel aller Userinnen und User Google Chrome. Und das auch ohne den Vorteil von Microsoft Edge und Apples Safari, die auf den jeweiligen Betriebssystemen vorinstalliert sind.
Google befindet sich aber mit seinem Browser in einem Datenschutz-Dilemma: Viele Nutzerinnen und Nutzer ärgern sich über den laschen Umgang mit den eigenen Daten. Google kann hier aber kaum reagieren und seinen Browser weniger Daten sammeln lassen, da sonst das eigene Geschäft darunter leiden würde.
Mozilla Firefox
Genau hier liegt die Chance alternativer Anbieter, die versuchen, Google mit einem Fokus auf Datenschutz die Stirn zu bieten. Eine der bekanntesten Alternativen ist Mozillas Firefox Browser, der Tracking-Cookies von Drittanbietern blockiert und für alle gängigen Betriebssysteme zur Verfügung steht.
Brave Browser
Eine weitere interessante Alternative ist der Brave Browser. Hier bekommen Nutzer einen von Anfang an installierten hauseigenen Werbeblocker und diverse Anti-Tracking Funktionen mitgeliefert. Wer gerne mit Bitcoins oder Ethereum bezahlt, findet ein eigenes Krypto-Geldbörserl direkt im Browser integriert.
Gmail-Alternativen
Der Platzhirsch unter den kostenlosen Email-Anbietern ist für viele wegen seiner Nutzerfreundlichkeit und der Möglichkeit, seine E-Mails auf den unterschiedlichsten Endgeräten nutzen zu können, alternativlos. Datenschützern stellen sich aber nach der Lektüre der Gmail-AGBs die Haare auf. Nutzerinnen und Nutzer erlauben Google mit Ihrer Zustimmung, ihre persönlichen E-Mail Nachrichten nach werberelevanten Schlagworten zu durchsuchen.
Proton Mail
Wer das nicht möchte, hat mit dem Schweizer Anbieter Proton Mail eine kostenfreie Alternative zu Gmail, mit der Ende-zu-Ende verschlüsselte Mails versandt werden können.
Posteo
Wer es neben datensicher und verschlüsselt auch noch nachhaltig mit seinen Mails halten will, hat mit dem 2009 gegründeten deutschen Unternehmen Posteo die Gelegenheit dazu. Für einen Euro im Monat ersteht man neben einem umfassenden Verschlüsselungskonzept ein nachhaltiges, grünes Postfach, bei dem alle Server mit Ökostrom von Greenpeace Energy versorgt werden.
Alternativen zu Google Analytics
Google Analytics ist weltweiter Marktführer im Bereich der Tracking- und Webanalyse-Tools. Wie auch die anderen Google-Produkte ist das Tool aber gerade im Bereich von Datenschutzfragen problematisch. Persönliche Daten wie etwa die IP-Adresse von Webseitenbesucherinnen und Webseitenbesuchern werden erfasst und an Server, die in den USA liegen, weitergeleitet. Auf einer rechtlichen Ebene fraglich ist, ob Google Analytics mit seinen Tracking-Tools gegen die DSGVO verstößt. Hier streiten sich die Geister, da die DSGVO Tracking Tools nicht explizit regelt. Um bei der Verwendung von Google Analytics jedenfalls nicht eindeutig gegen die Richtlinien zu verstoßen, müssen IP-Adressen der Besucherinnen und Besucher anonymisiert werden. Die bestehenden Unsicherheiten sind jedenfalls Grund genug, sich nach möglichen Alternativen umzuschauen, die auch ohne große Einschränkungen vorhanden sind.
Matomo
Nach Google Analytics ist Matomo, das früher Piwik hieß, das erfolgreichste Trackingtool auf dem Markt. Während viele Google Analytics Funktionen auch bei Matomo verfügbar sind, liegt der große Unterschied in der dezentralen Datenverarbeitung. Matomo verfügt über eigene Server, auf denen die erhobenen Besucherinnen- und Besucherdaten gespeichert werden. Auf diese haben nur die Betreiber der analysierten Webseite Zugriff. Matomo selbst kann also mit den Nutzerdaten kein Geschäft machen, so wie es Google tut. Wer Matomo nutzt, muss sich auch keinerlei Gedanken um manuelle Anonymisierung der IP-Adressen machen, da diese standardmäßig anonymisiert werden. Zu den prominentesten Matomo-Nutzern gehören (auch wegen der Datenschutzargumente) die Europäische Kommission, Amnesty International und die NASA. Matomo ist in seinen Funktionen Google Analytics ebenbürtig, nur in wenigen Bereichen fehlen Funktionen, wie etwa die fehlende Möglichkeit, Berichte zu importieren. Die Open-Source Struktur von Matomo hat darüber hinaus den Vorteil, dass die Community fleißig praktische Plug-Ins entwickelt, die dann kostenlos genutzt werden können.
etracker.com
Wer eine deutschsprachige Anwendung bevorzugt, komm mit etracker.com auf seine Kosten. Das Analysetool ist eine datenschutzkonforme Anwendung, die dazu auch noch ohne Cookies auskommt. Besuche und Conversions können somit DSGVO-konform erfasst werden. Diverse Shop-Systeme lassen mit Plug-Ins in die Anwendung integrieren. e-tracker bietet ebenfalls Lösungen für Großunternehmen an, bei denen Zusatzfeatures wie UX- und App-Analysen verfügbar sind. Einzigartig bei etracker.com ist die Verfügbarkeit einer Maustracking-Funktion und einer Zufriedenheitsanalyse der Webseitenbesucherinnen und -Besucher. Die Serverstandorte liegen in Deutschland.
Alternativen zu Google Drive
Haben Sie schon einmal die AGBs von ihrem Cloud-Speicher gelesen? Die meisten gängigen Cloud-Speicher wie Google Drive oder Dropbox behalten sich nämlich die Möglichkeit vor, auf die hochgeladenen Daten zuzugreifen und Kopien für den eigenen Gebrauch anzufertigen. Kein schöner Gedanke, oder? Versuchen Sie es stattdessen einmal mit diesen Alternativen.
tresorit
Die Schweizer wirken nicht nur beim Thema Banken, sondern auch im Bereich Datenschutz vertrauenserregend. Mit tresorit haben Userinnen und User Zugriff auf einen File-Hosting Dienst und Cloud-Speicher, die die höchste Sicherheitsstufe für die eigenen Daten verspricht. Gerade für Unternehmen, die sensible Daten in der Cloud speichern wollen, ist tresorit also eine interessante Option, da das Unternehmen die hochgeladenen Daten Ende-zu-Ende verschlüsselt. Andere Cloud-Speicher wie etwa Google Drive versuchen zwar mit einer cloudseitigen Verschlüsselung für Datensicherheit zu sorgen, eine Client-basierte Ende-zu-Ende-Verschlüsselung von Daten, die dann nur vom Nutzer/von der Nutzerin wieder entschlüsselt werden können, ist ein Alleinstellungsmerkmal von tresorit.
sync.com
Eine weitere Alternative zu Google Drive bietet der kanadische Anbieter sync.com. Die Verschlüsselung von sync.com ist ebenfalls besonders sicher. Daten werden an der Quelle verschlüsselt, nur die Inhaberin und der Inhaber des Nutzerkontos können die Daten anschließend wieder verschlüsseln. Ohne den Codierungsschlüssel, den nur die Anwenderinnen und Anwender haben, sind die hochgeladenen Daten für Hacker wertlos. Genau aus diesem Grund sollte man aber auch nicht das Passwort vergessen, das die eigenen Daten entschlüsselt, da der kanadische Anbieter selbst nicht auf diese Daten zugreifen kann. Aus einer datenschutzrechtlichen Perspektive ist sync.com ebenfalls eine gute Wahl, da die kanadischen Bestimmungen zu den strengsten auf der Welt zählen und somit auch den Standards der DSGVO entsprechen.
Alternativen zu Google Workspace
Natürlich konkurriert auch Branchenriese Microsoft mit seinen Office-Abwendungen Word, Excel und Co. mit Google. Allerdings ist Microsoft ähnlich wie Google in der Vergangenheit nicht durch den sorgsamen Umgang mit Nutzerinnen- und Nutzerdaten aufgefallen. Wer Alternativen zu Googles Officeanwendungen wie Google Docs und Google Tabellen sucht, hat mit Notion und Airtable gute alternative Lösungen zur Verfügung.
Notion
Notion sieht sich selbst als All-in-One-Anwendung für alle gängigen Tasks, die einem im täglichen Office begegnen. Dokumente und Tabellen können erstellt werden, Aufgaben und Notizen werden ebenfalls verwaltet. Das Tool geht aber über den reinen Zweck als Office-Tool hinaus und bietet zahlreiche Projektmanagementfunktionen. Teil des Tools sind etwa die von Trello bekannten Kanban-Boards, die To-Dos, offene und erledigte Tasks und Projekte für mehrere Nutzerinnen und Nutzer gleichzeitig sichtbar machen.
Airtable
Airtable verbindet Datenbankfunktionen mit der Übersichtlichkeit von Excel-Tabellen. Airtable verfügt über alle gängigen Excel-Funktionen, geht aber in dem Sinn über Microsoft hinaus, dass sich damit auch Produkt- Event- und Contentplanungen organisieren lassen. Die einzelnen Tabellen können dabei im Unterschied zu Excel direkt aufeinander verweisen. Airtable wird von über 200.000 Unternehmen benutzt, die bekanntesten darunter sind Netflix und Shopify.
Alternativen zu Android
Die offensichtlichste Alternative zu Googles Betriebssystem für Smartphones, Tablets und Co. ist Apples iOS. Da Apple sich zwar gerne als Vorreiter im Bereich Datenschutz verkauft, dem aber nicht immer Taten folgen lässt, empfehlen wir an dieser Stelle ein kostenloses und frei zugängliches Open-Source-Betriebssystem, das auf Android basiert.
LineageOS
LineageOS ist ein freies Betriebssystem für Smartphones und Tablets. Vor dem Jahr 2016 war das System unter dem Namen CyanogenMod bekannt. Der alte Name verrät es bereits: Es handelt sich bei LineageOS genau genommen nicht um ein von Grund auf eigens entwickeltes Betriebssystem, sondern um eine Modifikation von Android. Diese legt deutlich höheren Wert auf Persönlichkeits- und Datenschutz. Nutzerinnen und Nutzer haben jederzeit die volle Kontrolle darüber, auf welche Bereiche die installierten Apps zugreifen können.
Alternativen zu Google Maps
Google Maps ist aus dem Leben der meisten Menschen nicht mehr wegzudenken. Das Problem aus einer datenschutzrechtlichen Perspektive: Wer die Funktion nicht bewusst ausstellt, liefert Google Standortdaten, mit denen Bewegungsprofile erstellt werden können. Und selbst wenn Nutzerinnen und Nutzer die Standortfunktion manuell deaktivieren, kommt es zu einer Kommunikation zwischen Smartphone und Mobilfunkmasten, die ersichtlich machen wie lange Nutzerinnen und Nutzer sich an bestimmten Standorten aufhalten. Google analysiert hierbei die Dauer der Aufenthalte und schließt somit auf Urlaubsaufenthalte und den Arbeits- und Wohnort seiner Nutzerinnen und Nutzer. Aber wer diese sensiblen Informationen nicht mit Google teilen möchte, kann auf folgende Alternativen zu Google Maps setzen:
OpenStreetMap
OpenStreetMap ist so etwas wie die Wikipedia der Karten. Jeder und jede kann auf die Datenbank aller Karten zugreifen, die Weiterentwicklung und Ergänzung des Systems erfolgt durch die Community. Eine eigene App für OpenStreetMap existiert zwar nicht, aber ein Großteil der im App-Store verfügbaren Google Maps Alternativen basiert auf dem Open Source Navigationssystem. Wie auch bei der Konkurrenz ist die Navigation für Fahrrad, Auto und Fußgänger verfügbar, der Zugriff auf die Daten der Anbieter öffentlicher Verkehrsmittel fehlt allerdings bislang.
Maps.me
Ein weiterer Anbieter im Bereich Karten- und Navigationsapps ist Maps.me. Die App greift dabei auf das Open Source Kartenmaterial von OpenStreetMap zu und bietet Navigation und Routenplanung für Smartphones, allerdings ist der Dienst nicht über den Browser verfügbar. Karten können abgespeichert und offline verfügbar gemacht werden. Besonders hervorzuheben ist der hohe Detailgrad an Zusatzinformationen, der so nicht bei Google Maps verfügbar ist. Userinnen und User sehen ohne Umwege zahlreiche Empfehlungen aus den Bereichen „Essen & Trinken“, „Entertainment“ und „Hotels“. Gerade für Auslandsaufenthalte mit der Funktion vorab Karten für bestimmte Gebiete herunterladen zu können eine Empfehlung.
Komfort oder Datenschutz: Entscheiden Sie selbst!
Private Nutzerinnen und Nutzer sowie auch Unternehmerinnen und Unternehmer müssen sich die Frage stellen, was ihnen wichtiger ist: Der Komfort eine Vielzahl von Google Produkten von einem Konto aus zentral steuern zu können oder datenschutzfreundliche Produkte, die allerdings für jeden der einzelnen Bereiche separat integriert werden müssen. Was uns wichtig ist: Lassen Sie sich nicht von der Vielzahl der Optionen erschlagen. Auch wenn Sie nur in einzelnen Bereichen, die Ihnen und Ihrem Unternehmenszweck besonders wichtig sind, auf Google Produkte verzichten, setzen Sie ein Zeichen für mehr Datenschutz und steigern somit die Sensibilität für das Thema.
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