Onlyfy: Der Algorithmus als Headhunter

Onlyfy: Der Algorithmus als Headhunter

von Christian Domke-Seidel

Der Arbeitsmarkt wird komplizierter. Beschäftigte wollen immer häufiger wechseln, Babyboomer gehen in Pension und der Fachkräftemangel setzt Firmen unter Druck. Mit Onlyfy möchte Xing-Mutter New Work SE den Unternehmen ein Tool an die Hand geben, das Recruiting leichter machen soll. Und Onlyfy hat große Ziele – im DACH-Raum möchte die Marke zum Nummer eins Recruitingpartner der suchenden Firmen werden. Wie das gelingen soll, zeigt ein Blick ins Geschäftsmodell.

Was ist Onlyfy?

Onlyfy ist ein Tool für Unternehmen, um gezielt geeignete Kandidat:innen für ausgeschriebene Stellen zu finden. Onlyfy kombiniert zu diesem Zweck Active Sourcing, Passive Sourcing und effizientes Bewerbermanagement. Dafür hat Anbieter Xing die Leistungen und Produkte von Xing E-Recruiting und Prescreen zu einem Service zusammengefasst. Im Kern geht es darum, dass Unternehmen mit Onlyfy plattformübergreifend Stellen inserieren, Talente finden und einen möglichst einfachen Bewerbungsprozess anbieten.

„Viele Unternehmen – und das betrifft vor allem den Mittelstand – sind im Recruiting noch nicht ausreichend digital aufgestellt, sondern versuchen, mit alten Prozessen neue Probleme zu lösen“, beschreibt Frank Hassler das Produkt im Gespräch mit dem Fachportal Personalwirtschaft. Er ist verantwortlicher Vorstand für das Geschäftsfeld Recruiting und Employer Branding bei New Work SE. Er versteht Onlyfy als Bindeglied zwischen Jobsuchenden und Recruiter:innen.

Herzstück von Onlyfy sind die neuen Programmatic Job Advertising-Versionen Pro und Ultimate. Damit werden Stellenausschreibungen einem sehr viel breiteren Publikum ausgespielt. Auch Beschäftigten, die nicht aktiv nach einem neuen Job suchen, aber offen für passende Angebote wären. Beim Programmatic Job Advertising kontrolliert der Onlyfy-Algorithmus, wo die Zielgruppe der Stellenausschreibungen online ihre Zeit verbringt. So wählt das Programm die richtige Werbefläche auf der richtigen Plattform aus. Die Stellenausschreibungen sind also nicht statisch, sondern passen sich den gesuchten Kandidat:innen an.

Was kann Onlyfy, was andere Tools nicht können?

Onlyfy profitiert vor allem von der enormen Masse an Daten, die das Tool dank einer Künstlichen Intelligenz (KI) zielgerichtet verarbeitet. Bereits beim Erstellen der Stellenausschreibungen macht das System Vorschläge, was benötigte Qualifikationen angeht. Auch beim richtigen Titel hilft das Programm, was die Auffindbarkeit erhöht. Dazu schlägt Onlyfy auch direkt geeignete Kandidat:innen vor. Das Tool nutzt dabei einen Pool aus 21 Millionen Xing-Mitgliedern.

Ist die Stellenausschreibung erstellt, nutzt Onlyfy 900 verschiedene Kanäle und Seiten, um die richtigen Menschen für den Job anzusprechen. Die können sich daraufhin so einfach wie nie bewerben. So unterstützt Onlyfy auch die Kontaktaufnahme via WhatsApp oder Xing-Profil. Das beschleunigt den Prozess und interessierte Bewerber:innen springen nicht aus Zeitgründen ab. Auf der anderen Seite minimiert es den Aufwand für das Unternehmen.

Onlyfy muss sich auf kompliziertem Arbeitsmarkt beweisen

Für viele Unternehmen dürfte Onlyfy genau zum richtigen Zeitpunkt kommen. Im DACH-Markt beklagen viele gerade einen Fachkräftemangel. Das weiß auch Hassler. „Natürlich hat die Pandemie die Arbeitswelt bekanntlich auf links gedreht. Wissensarbeit ist in vielen Fällen ortsunabhängig geworden. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sitzen im Moment schlicht am längeren Hebel. Es ist für Unternehmen aber überlebenswichtig, die passenden Kandidatinnen oder Kandidaten zu finden, die zur Organisationskultur, zum Team und zur Strategie passen.“

Vor allem Letzteres ist so wichtig wie nie. Denn gerade ändert sich auch die Altersstruktur bei den Arbeitnehmer:innen. Millennials stehen kurz davor, die Babyboomer als größte Arbeitnehmer:innengruppe zu überholen. Das wird für jene Unternehmen zum Problem, die noch nicht herausgefunden haben, was die neue Generation von einem Arbeitsplatz erwartet. Und das sind viele. Laut einer Studie der Analyseplattform Peakon sind Millennials am unzufriedensten. Sie gelten beispielsweise als idealistische Generation, die vermehrt auf die Werte ihrer Arbeitgeber:innen achtet.

Diese neue Generation an Arbeitnehmer:innen geht in einem Markt auf Jobsuche, der nach Aussagen der Unternehmen vom Fachkräftemangel geprägt ist. Unzufriedene Beschäftigte treffen also auf ein erhöhtes Jobangebot. Die Konkurrenz zwischen den suchenden Firmen ist groß. In diesem Umfeld ist auch die Wechselbereitschaft der Belegschaft groß. 37 Prozent aller Angestellten sind dazu bereit, wie eine Forsa-Umfrage ergeben hat, wobei sich die Generationen bei ihren Antworten stark unterscheiden. Bei den Millennials sowie den Generationen Y und Z ist jeder zweite bereit seinen Job zu wechseln. Bei den Babyboomern ist es nur jeder Vierte.

Jobsuchende mit neuen Prioritäten

Die zweistellige Inflation hat in den vergangenen Monaten auch die Prioritäten neu geordnet. Hauptgrund dafür, seinen Job zu wechseln, ist auch bei den jüngeren Beschäftigten ein zu niedriges Gehalt (47 Prozent). Direkt dahinter folgen das Stresslevel und der Arbeitsdruck. Doch mit gezielten Anzeigen alleine und unzufriedenen Arbeitnehmer:innen bei der Konkurrenz ist die Talentsuche noch nicht erfolgreich gemeistert. Denn die Jobsuchenden sind anspruchsvoller geworden. Laut Forsa wollen 67 Prozent mehr Geld, direkt dahinter kommen mit 66 Prozent die flexibleren Arbeitszeiten. Auffällig ist bei den Anforderungen, dass es eine passende Firmenkultur (60 Prozent) erstmals in die Top fünf der Anforderungen von Arbeitssuchenden geschafft hat. Das liegt vor allem an den Millennials.

Umso wichtiger ist es, Tools wie Onlyfy zu nutzen, um einen Vorsprung zu haben. „Für viele Unternehmen ist die Situation aufgrund stark gestiegener Kosten zurzeit nicht einfach, höhere Gehälter sind oft kurzfristig nicht umsetzbar. Umso wichtiger für die Mitarbeiterbindung ist darum ein konstanter und offener Dialog über Wünsche und Bedürfnisse, der über das Gehalt hinausgehen sollte, um dringend benötigte Fachkräfte im Unternehmen zu halten“, erklärt Hassler.

 

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