Brand Safety für Unternehmen

Brand Safety: Werbung auf der dunklen Seite

von Christian Domke-Seidel

Wenn die eigene Firma auf Hass-Portalen wirbt, ist das Image schnell angekratzt. Wegen automatisierter Kampagnen ist das sogar Alltag. Brand Safety wird dadurch immer wichtiger.

Am Anfang lachen alle. Ein Plakat für die Pferdeshow “Apassionata”, das an der Wand einer Pferdemetzgerei hängt. Oder, sehr dunkel, die Anzeige eines Gaslieferanten in einer Tageszeitung – eingebettet in die Historie über ein Konzentrationslager. Die Kreuzfahrtwerbung neben einem Bericht über ein Schiffsunglück. Natürlich sind diese Werbungen schlecht platziert und schaden dem Auftraggeber. Aber nicht nachhaltig. Es sind eher Bonmots des Brand Safety. Im Internet ist das Problem jedoch heikler.

Viele Unternehmen kontrollieren nicht, wo ihre Werbung ausgespielt wird. So musste Volkswagen eine Werbekampagne stoppen, weil die Ads auf rechtsextremen Homepages und Fake-News-Seiten auftauchten. Auch Opel, Tui, De’Longhi und XXXLutz kämpften im Jahr 2021 mit dem Problem. Der Schaden war aber schon da. Im Netz hatte sich die Kampagne #StopFundingHate organisiert, die auf entsprechende Fälle aufmerksam machte. Das Schulministerium des deutschen Bundeslandes Nordrheinwestfalen hatte auf diesen Seiten sogar eine Kampagne ausgespielt, mit der um neue Lehrkräfte geworben wurde.

Brand Safety: Wenn Kunden Vertrauen und Firmen Geld verlieren

Brand Safety hat in diesem Zusammenhang zwei Seiten. Zum einen die soziale Verantwortung der Unternehmen. Je nachdem, welche Studie als Basis dient, legen zwischen 60 und 80 Prozent der Kunden verstärkt Wert auf die politische und soziale Positionierung der Firmen, deren Produkte sie kaufen. Am Wichtigsten ist natürlich das Thema Nachhaltigkeit. Dabei sind allerdings alle drei Ebenen gemeint – also ökologische, ökonomische und soziale Nachhaltigkeit. Auf Fake-News- und Hetz-Seiten zu inserieren, ist eher kontraproduktiv.

Zum anderen entsteht – auch ohne den Imageschaden und mögliche Minderverkäufe einzukalkulieren – ein enormer finanzieller Schaden. Aus Deutschland gibt es entsprechende Zahlen für das Jahr 2021, die der Medienexperte Thomas Koch errechnet hat. Displaywerbung mache demnach 4,5 Milliarden Euro aus. Davon investieren Unternehmen drei Milliarden in automatisierte Anzeigenkampagnen. Etwa fünf Prozent dieser Ausgaben führt zu Brand Safety Problemen. Das sind 150 Millionen Euro. Innerhalb eines Jahres und nur in Deutschland. Weltweit sollen es sechs Milliarden Dollar sein. Geld, das Unternehmen fehlt. Geld, über das sich die Betreiber der Fake-News- und Hetz-Seiten freuen.

Automatisierte Kampagnen torpedieren Brand Safety

Automatisierte Kampagnen sind die größte Gefahr für die Brand Safety. Dabei kontrollieren Firmen nicht, wo ihre Werbung ausgespielt wird. Teils, weil sich die Agentur, die dafür zuständig ist, nicht darum kümmert. Teils, weil die Klickzahlen stimmen. Doch die Werbeanzeigen werden dabei häufig so ausgespielt, dass sie nicht zur Markenbotschaft der Firma passen. Passiert das, sprechen Expert:innen von „Bad Ads“. Also Werbung, die entweder dem falschen Zielpublikum gezeigt wird oder in einem unpassenden Umfeld steht. Neben den erwähnten Seiten könnten das auch Malware-Seiten sein, illegale Downloadangebote, Seiten mit (extremen) religiösen Inhalten oder Pornografie-Portale.

Brand Safety, oder eben Markensicherheit, geht dieses Problem an. Der Begriff fasst Lösungen zusammen, mit denen Firmen oder Agenturen sicherstellen können, dass die Werbeanzeigen im gewünschten Umfeld erscheinen. Zum einen gibt es Tools, die Seiten vorab analysieren. Beispielsweise DoubleVerify (DV) oder Integral Ad Science (IAS). Dahinter stecken künstliche Intelligenzen, die auf bestimmte Wörter oder Grafiken reagieren. Eine weitere Möglichkeit ist es, Block- oder Target-Listen zu erstellen. Dabei werden die Seiten, die in der Kampagne unbedingt bespielt werden sollen, beziehungsweise keinesfalls bespielt werden dürfen, händisch selektiert.

Angriff auf die Marke: Wenn Diebe die Brand Safety gefährden

Doch nicht hinter jeder Gefahr für die eigene Marke stecken fehlgeleitete Algorithmen und schlampige Werbeplaner. Oft wollen sich Menschen einfach nur auf Kosten ihrer Marke bereichern. Dazu gehört zum Beispiel, dass irgendwelche User sich ungefragt geistiges Eigentum aneignen. Sei es, dass sie einfach Bilder, Videos oder Texte klauen oder gleich ein ganzes Produkt fälschen und anbieten.

Unternehmen können nicht verhindern, dass so etwas passiert. Hundertprozentige Brand Safety gibt es nicht. Aber gerade die großen Plattformen haben ein breites Instrumentarium, um dagegen vorzugehen. Das schärfste Messer im Regal ist dabei die Meldefunktion. Einzelne Profile, Urheberrechts- und Markenverletzungen können bei Facebook, YouTube oder Instagram mit wenigen Clicks gemeldet werden. Dazu kommt, dass Unternehmen, denen geistiges Eigentum geklaut wird, auch an den damit erzielten Einnahmen beteiligt werden.

Aktiv werden für die Brand Safety

Firmen haben ihre Brand Safety selbst in der Hand. Der wichtigste Schritt ist eine sorgfältige Mediaplanung. Entweder durch die Marketingabteilung oder durch eine kundige Agentur. Eine, die sich eben nicht auf Klicks und maximale Sichtbarkeit konzentriert, sondern auch das ganzheitliche Image des Unternehmens im Auge hat. Marketing ist kein Sprint. Es ist ein Marathon. Einer, bei dem beim Laufen noch Korrekturen gemacht werden.

Denn vor allem die großen Plattformen arbeiten ständig an der Brand Safety ihrer Kunden und bieten sehr viele Möglichkeiten, korrigierend einzugreifen. Im Mai 2021 hat Google beispielsweise ihren „Ads Safety Report“ veröffentlicht. Der Konzern hatte demnach im Jahr 2020 insgesamt 3,1 Milliarden Anzeigen blockiert, ist gegen 1,3 Milliarden Seiten vorgegangen und hat insgesamt 40 Updates in diesem Bereich durchgeführt.

Google ist damit nicht allein. Auch deren Tochter YouTube und die Meta-Plattformen Facebook und Instagram bietet seinen Kunden ein breites Instrumentarium, Anzeigen zu überwachen, zielgerichtet einzusetzen und gegebenenfalls zu löschen. Blocklists, Placement Opt-Outs oder Category Blocking sind mittlerweile Standard. Das ist kein Wunder. Keine dieser Plattformen ist dafür bekannt, rigoros gegen Hass und Hetze vorzugehen. Die Gefahr einer Bad Ad steigt dadurch. Die Möglichkeit einzugreifen, ist natürlich wichtig, verschiebt aber auch die Verantwortung für die veröffentlichten Inhalte ein Stück weit. Allerdings ist es auch ein Zeichen dafür, dass sich die Konzerne nicht blind auf KI und Algorithmen verlassen.

Facebook Brand Safety: Hilfreiche Links

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