Das Metaverse wird die nächste Evolutionsstufe des Internets. Schon seit Jahrzehnten geistert es durch Bücher und ihre Filmadaptionen. Dort wird es meist zu einer Dystopie. Ob die Angst berechtigt ist, zeigt ein detaillierter Blick.
Das Metaverse ist in aller Munde. Nicht, weil es so neu oder revolutionär ist, sondern weil das Silicon Valley die Marketingmaschine angeworfen hat. Mark Zuckerberg hat seinen Facebook-Konzern in Meta umbenannt. Parallel hat er verkündet, dass die Entwicklung eines eigenen Metaversums auf Hochtouren laufe.
Was ist das Metaverse?
Beim Metaverse handelt es sich um einen virtuellen Raum. Eine neue digitale Welt, die Menschen über eine Virtual-Reality-Technologie betreten können. Basis des Metaverse ist die Blockchain-Technologie. Sie ermöglicht einen dezentralisierten, virtuellen Raum sowie digitalen Besitz. Im Web 1.0 suchten die Nutzer nach Informationen. Im Web 2.0 teilten und kommentierten sie selbst kreierten Content. Das Web 3.0 bietet die Möglichkeit, sich selbst im Netz zu bewegen. Alle bisherigen Anwendungen, vom Shopping über Informationen bis Social Media, sollen darin vereint werden.
Das Metaverse ist keine neue Erfindung. Vor allem im Gaming-Bereich ist diese Art des Internets längst Alltag. Die User verlieren sich in virtuellen Welten, kaufen und verkaufen digitale Waren. Anbieter Epic Games (Fortnite) hatte jüngst angekündigt, ein eigenes Metaverse auf den Markt zu bringen. Auch die Kunstwelt ist mit Non-Fungible Token (NFT) schon im Metaverse angekommen. Anwendungen wie Einkaufen mit der Hilfe von Augmented Reality sind erste Schritte ins Web 3.0. Bereits im Jahr 2024 sollen im Metaverse rund 800 Milliarden Dollar umgesetzt werden, rechnet Bloomberg vor.
Woher kommt das Metaverse?
Berühmtheit erlangte der Begriff Metaverse durch den Roman „Snow Crash“ von Neal Stephenson aus dem Jahr 1991. Der Autor hält in den USA Reden auf Tech-Konferenzen und wird als Visionär gefeiert. Mark Zuckerberg empfiehlt das Buch seinen Angestellten als Basislektüre. In Europa ist er nahezu unbekannt und wird weitaus kritischer bewertet, was auch unser Interview mit Christoph Kullnig, Head of Group Marketing bei der Raiffeisen Bank International, zum Thema Metaverse zeigt.
Aufgrund seiner Wurzeln in der Science-Fiction-Literatur hat es das Metaverse auch schon in eine Vielzahl von Filmen und Serien geschafft. Zwar hießen die digitalen Welten nie Metaverse, sie nahmen aber viel oder alles von dem voraus, was jetzt vom Silicon Valley als neue Stufe der Internet-Evolution versprochen wird. Erstaunlich ist, dass in allen Visionen der Popkultur das Metaverse eine Dystopie ist. Zerstörte Welten im Besitz von Firmen. Menschen, die nicht mehr wissen, wie sie außerhalb des virtuellen Raums leben sollen. Estobt ein Kampf zwischen Arm und Reich.
Diese Filme haben das Metaverse vorweggenommen
Ready Player One (2018) im Gaming-Metaverse
Mit Ready Player One hat Steven Spielberg das gleichnamige Buch von Ernest Cline aus dem Jahr 2010 auf die Leinwand gebracht. Der Film spielt in einem Gaming-Metaverse. Die Spieler flüchten vor der echten Welt, die am Abgrund steht, in eine Spielewelt namens Oasis. In der virtuellen Welt jagen die Hauptprotagonisten in einem actiongeladenen CGI-Spektakel einem digitalen McGuffin hinterher, der Reichtum in der Realität verspricht. Filme, Spiele, echte und digitale Welt verschmelzen.
Rasenmähermann (1992): Telekinese und eins mit dem Internet
Mit virtueller Realität und Medikamenten, die das Bewusstsein beeinflussen, behandelt Dr. Lawrence Angelo (Pierce Brosnan) einen geistig zurückgebliebenen Gärtnergehilfen. Der entwickelt daraufhin telekinetische Fähigkeiten und wird am Ende eins mit dem Internet. Er existiert nur noch digital. Beeindruckend ist, dass die Romanvorlage von Stephen King aus dem Jahr 1970 stammt.
The Matrix (1999): Kultfilm der Generation X
Der Film revolutionierte zur Jahrtausendwende das Sci-Fi-Kino, versammelte die gesamte Generation X im Kino, machte das Nokia 8110 berühmt und generierte das Blau-Pille-Rote-Pille-Meme. Die Menschen wissen nicht, dass sie nur von Robotern in Brutkästen künstlich am Leben erhalten werden. Die Welt, die sie kennen, ist nur ein Computerprogramm, während die reale Welt eine atomare Apokalypse hinter sich hat und von Maschinen und KI regiert wird.
Tron (1982): digitalisiert im Metaverse
In einer virtuellen Realität namens Master Control Program (MCP) existieren Computerprogramme in menschlicher Form. Als der Programmierer Kevin Flynn (Jeff Bridges) von einem Laser digitalisiert wird, landet er in diesem Metaverse und entdeckt langsam, dass er die Realität hier nach seinen Wünschen gestalten und ändern kann.
Surrogates (2009): ferngesteuerte Ersatzmenschen
Alle Menschen auf den Straßen sind wunderschön. Kein Wunder. Es ist das Jahr 2054 und in der echten Welt sind nur noch perfekte Roboter unterwegs. Die echten Menschen sitzen zu Hause auf der Couch und steuern sie fern. Reale Avatare sozusagen. Passiert dem Surrogate etwas – etwa in einem Autounfall – ist der echte Mensch sicher zu Hause. Doch eine neuartige Waffe erlaubt es einem Mörder, mit dem Surrogate auch dessen Besitzer zu töten.
Free Guy (2021): GTA im Metaverse
Auch hier diente das Gaming-Universum als Inspiration. Die Menschen verbringen ihre Freizeit in einem Open-World-Spiel, das an Grand Theft Auto erinnert. Doch eine künstliche Intelligenz entwickelt ein eigenes Bewusstsein und stellt sich gegen den ewigen Kreislauf aus Raub und Mord. Auch hier hat der digitale McGuffin die Macht, die reale Welt des Antagonisten zu zerstören.
Total Recall (1990): trügerische Erinnerungen
Zugegeben, in Total Recall wird nicht das ganze Metaverse vorhergesagt, aber doch ein sehr wichtiger Aspekt. Eine Firma kann Erinnerungen in Gehirne einspielen. Der Empfänger der Erinnerungen kann sie nicht von wirklich erlebten Dingen unterscheiden. Es geht so weit, dass sogar ein ganzes Bewusstsein digitalisiert und gespeichert werden kann.
Avatar (2009): digitale Gedankenübertragung
Künstlich erschaffene Aliens lassen sich per digitaler Gedankenübertragung steuern. So kann ein Soldat, der von der Hüfte abwärts gelähmt ist, immer noch Frontdienst verrichten. Am Ende geht die Technik so weit, dass der Soldat seinen menschlichen Körper verlassen und als sein Avatar leben kann.
Strange Days (1995): Erinnerung als Droge
Im dystopischen Los Angeles zur Jahrtausendwende ist eine neue Droge aufgetaucht – „Clips“. Dabei handelt es sich um Erinnerungen, die auf Minidiscs gespeichert sind. Wer die Droge nehmen möchte, muss sich einen Kabel-Hut aufsetzen. Die Erinnerungen strömen dann inklusive aller wahrgenommenen Gefühle und Sinneseindrücke von Einbrüchen in das Gehirn – beispielsweise von Vergewaltigungen oder Einbrüchen.
The 13th Floor (1999): frühe Metaverse-Version
Auch hier ist vor allem das Erscheinungsjahr beeindruckend. Der Film basiert nämlich auf dem Buch Simulacron-3 aus dem Jahr 1964. Die Welt ist am Abgrund. Viele Menschen leben in einer virtuellen Realität, ohne es zu wissen. Sogar eine virtuelle Realität innerhalb der virtuellen Realität wird entwickelt.
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