Der Fachkräftemangel stellt die heimische und internationale Wirtschaft vor eine große Herausforderung, eine starke Employer Brand wird zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Doch wie gewinnt man die Aufmerksamkeit und das Interesse der Generation Z, die mit digitalen Medien aufgewachsen ist und ganz eigene Vorstellungen von der Arbeitswelt hat? Dieser Artikel bietet HR-Fachleuten einen umfassenden Einblick, wie sie ihr Employer Branding gezielt auf die Gen Z ausrichten können und dabei moderne Plattformen wie TikTok effektiv nutzen.
Die Generation Z verstehen: Jenseits von Mythen und Stereotypen
Um die Generation Z, geboren zwischen 1997 und 2012, als potenzielle Mitarbeitende zu gewinnen, müssen HR-Verantwortliche zunächst die Besonderheiten dieser Altersgruppe verstehen. Der aktuelle “The new age of Gen Z”-Report von GWI räumt mit einigen gängigen Vorurteilen auf und liefert überraschende Erkenntnisse.
Entgegen der landläufigen Meinung ist die Aufmerksamkeitsspanne der Gen Z keineswegs auf wenige Sekunden begrenzt. Tatsächlich konsumiert diese Generation nicht ausschließlich Kurzvideos, sondern schaut sogar weniger wahrscheinlich Kurzform-Videos als der Bevölkerungsdurchschnitt. Dies eröffnet Arbeitgeberinnen und Artbeitgebern die Möglichkeit, auch tiefergehende Inhalte zu präsentieren, sofern diese ansprechend aufbereitet sind.
Die mobile Nutzung steht bei der Gen Z im Vordergrund. Mit durchschnittlich 4,5 Stunden Smartphone-Nutzung pro Tag bieten sich Arbeitgebern zahlreiche digitale Berührungspunkte. Instagram hat sich als beliebteste Social-Media-Plattform etabliert, während TikTok den größten kulturellen Einfluss ausübt. Diese Präferenzen sollten HR-Verantwortliche bei der Planung ihrer Employer-Branding-Strategien berücksichtigen.
Ein besonders interessanter Aspekt ist die Affinität der Gen Z zu Künstlicher Intelligenz. Mehr als die Hälfte nutzt bereits KI-Tools wie Google Gemini oder ChatGPT am Arbeitsplatz – ein wichtiger Hinweis für zukunftsorientierte Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, die innovative Technologien in ihren Arbeitsalltag integrieren möchten.
Bemerkenswert ist auch, dass 39% der Gen Z online eine Persona pflegen, die sich von ihrem Offline-Selbst unterscheidet. Dies hat weitreichende Auswirkungen auf das Targeting in der digitalen Kommunikation und erfordert von HR-Fachleuten ein Umdenken in der Ansprache potenzieller Kandidat:innen.
Trotz dieser gemeinsamen Merkmale ist es wichtig zu betonen, dass sich die Gen Z nicht pauschalisieren lässt. Kulturelle, regionale und individuelle Unterschiede spielen eine große Rolle und sollten im Employer Branding berücksichtigt werden. Eine differenzierte Betrachtung und zielgruppenspezifische Ansprache sind daher unerlässlich.
Employer Branding im digitalen Zeitalter: Authentizität als Schlüssel
Das digitale Zeitalter erfordert neue Ansätze im Employer Branding. Für HR-Fachleute bedeutet dies, dass sie ihre Strategien überdenken und an die Bedürfnisse und Erwartungen der Gen Z anpassen müssen. Dabei spielt Authentizität eine zentrale Rolle.
Die eigene Karrierewebsite bleibt das Herzstück des digitalen Employer Brandings. Sie sollte nicht nur übersichtlich und ansprechend gestaltet sein, sondern auch tiefe Einblicke in die Unternehmenskultur gewähren. Authentische Mitarbeiter:innengeschichten, Informationen zu Karriereentwicklungsmöglichkeiten und transparente Darstellung von Benefits sind hier ebenso wichtig wie aktuelle Stellenanzeigen und einfache Kontaktmöglichkeiten.
Video-Content gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die Gen Z bevorzugt visuelle Inhalte, weshalb HR-Abteilungen verstärkt auf Videoformate setzen sollten. Dabei sind sowohl Kurzvideos für Social Media als auch längere Formate für tiefere Einblicke relevant. Diese Videos sollten einen authentischen Blick hinter die Kulissen des Unternehmens gewähren und reale Mitarbeitende zu Wort kommen lassen.
Die mobile Optimierung aller Inhalte und Prozesse ist unerlässlich. Von der Karriereseite bis zum Bewerbungsformular muss alles auf mobilen Geräten einwandfrei funktionieren, da die Gen Z primär über Smartphones interagiert.
TikTok als Recruitingkanal: Mehr als nur ein Trend
TikTok hat sich in den letzten Jahren von einer reinen Unterhaltungsplattform zu einem ernstzunehmenden Kanal für die Informationssuche entwickelt – auch im Bereich der Jobsuche. Für HR-Abteilungen bietet dies enorme Chancen, die Gen Z dort anzusprechen, wo sie sich am häufigsten aufhält.
Die Plattform eignet sich hervorragend, um authentische Einblicke in den Arbeitsalltag zu geben. Kurze, unterhaltsame Videos, die von den eigenen Mitarbeitenden erstellt werden, kommen bei der Zielgruppe besonders gut an. Dabei ist es wichtig, eine Balance zwischen Professionalität und Lockerheit zu finden. TikTok lebt von Kreativität und Humor – Eigenschaften, die auch im Employer Branding genutzt werden können, um die Unternehmenskultur zu vermitteln.
Eine durchdachte Hashtag-Strategie ist auf TikTok unerlässlich. Neben allgemeinen Tags wie #JobTok sollten auch branchenspezifische Hashtags genutzt werden, um die relevante Zielgruppe zu erreichen. Interaktion spielt ebenfalls eine große Rolle: HR-Teams sollten aktiv auf Kommentare reagieren und den Dialog mit potenziellen Bewerbern fördern.
Das Aufgreifen aktueller TikTok-Trends und deren kreative Adaption für das eigene Employer Branding kann die Reichweite und Engagement-Rate deutlich steigern. Dabei ist es wichtig, authentisch zu bleiben und die Trends so zu nutzen, dass sie zur eigenen Unternehmenskultur passen.
TikTok als Suchmaschine: Ein Trend, den HR nutzen kann
TikTok entwickelt sich zunehmend zu einer Alternative zu traditionellen Suchmaschinen – besonders für die Generation Z. Fast 10 % der Gen Z bevorzugen TikTok, um nach Informationen zu suchen, da die Plattform schnell zugängliche und leicht verständliche Inhalte bietet. Dies eröffnet HR-Abteilungen neue Möglichkeiten, junge Talente gezielt anzusprechen, indem sie auf TikTok mit authentischen, kreativen und kurzen Videoinhalten werben. TikTok vereinfacht die Jobsuche durch personalisierte Videos und kann effektiv als modernes Recruiting-Tool genutzt werden.
Authentisches Storytelling: Die Kunst, echte Geschichten zu erzählen
Die Generation Z schätzt echte Geschichten mehr als polierte Marketingbotschaften. Authentisches Storytelling sollte daher im Mittelpunkt jeder Employer-Branding-Strategie stehen. HR-Abteilungen sind gefordert, die Geschichten ihrer Mitarbeitenden in den Fokus zu rücken und dabei sowohl Erfolge als auch Herausforderungen offen zu thematisieren.
Diversität und Inklusion sind für die Gen Z von großer Bedeutung. Unternehmen sollten die Vielfalt ihrer Belegschaft in Bezug auf Alter, Herkunft, Geschlecht und Fähigkeiten aktiv präsentieren. Dies kann durch Mitarbeiter:innenporträts, Interviews oder Day-in-the-Life-Videos geschehen, die einen authentischen Einblick in den Arbeitsalltag verschiedener Teammitglieder geben.
Behind-the-Scenes-Content erfreut sich großer Beliebtheit. HR-Teams können dies nutzen, um exklusive Einblicke in Bereiche zu geben, die normalerweise nicht öffentlich zugänglich sind. Dies könnte ein Blick in die Produktentwicklung, das Teambuilding oder sogar in die Entscheidungsprozesse des Managements sein.
Die Kommunikation von Unternehmenswerten gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die Gen Z legt großen Wert darauf, dass Unternehmen nicht nur über Werte sprechen, sondern diese auch aktiv leben. Storytelling bietet hier die Möglichkeit, konkrete Beispiele zu zeigen, wie diese Werte im Arbeitsalltag umgesetzt werden.
Praxisnahe Strategien für erfolgreiches Employer Branding
Um die Gen Z erfolgreich anzusprechen, müssen HR-Fachleute innovative und praxisnahe Strategien entwickeln. Multimediale Stellenanzeigen, die klassische Textformate mit kurzen Video-Teasern oder Infografiken kombinieren, können die Aufmerksamkeit potenzieller Bewerber deutlich erhöhen.
Employee Advocacy spielt eine zunehmend wichtige Rolle. Unternehmen sollten ihre Mitarbeitenden ermutigen und unterstützen, als Markenbotschafter in sozialen Medien aktiv zu sein. Authentische Beiträge von Mitarbeitenden haben oft eine höhere Glaubwürdigkeit als offizielle Unternehmenskommunikation.
Die Integration von Gamification-Elementen in den Recruitingprozess kann das Interesse der spielaffinen Gen Z wecken. Interaktive Challenges oder virtuelle Schnuppertage bieten Bewerbern die Möglichkeit, das Unternehmen auf spielerische Weise kennenzulernen.
Der Einsatz von KI-gestützten Chatbots zur Beantwortung erster Fragen von Bewerber:innen kann den Bewerbungsprozess optimieren und die User Experience verbessern. Dabei ist es wichtig, die richtige Balance zwischen Automatisierung und persönlicher Ansprache zu finden.
Kontinuierliches Monitoring der Employer-Branding-Maßnahmen ist unerlässlich. HR-Teams sollten regelmäßig die Wirkung ihrer Aktivitäten analysieren und ihre Strategie entsprechend anpassen. Dies erfordert Flexibilität und die Bereitschaft, neue Ansätze auszuprobieren.
Die Kommunikation von Flexibilität und Work-Life-Balance ist für die Gen Z von großer Bedeutung. Unternehmen sollten ihre flexiblen Arbeitsmodelle und eine ausgewogene Unternehmenskultur in den Vordergrund stellen. Gleichzeitig sind Weiterbildungsmöglichkeiten und klare Karriereperspektiven wichtige Faktoren, um die lernbegierige Gen Z anzusprechen und langfristig zu binden.
Fazit: Die Zukunft des Employer Brandings gestalten
Erfolgreiches Employer Branding für die Generation Z erfordert ein Umdenken in der HR-Kommunikation. Authentizität, digitale Präsenz und multimediale Inhalte sind die Schlüssel, um die Aufmerksamkeit und das Interesse dieser digital-affinen Generation zu gewinnen.
HR-Verantwortliche müssen die Besonderheiten der Gen Z verstehen und berücksichtigen, digitale Plattformen wie TikTok strategisch nutzen und auf authentisches Storytelling setzen. Dabei ist es wichtig, flexibel auf Trends und Veränderungen zu reagieren und die eigene Strategie kontinuierlich zu hinterfragen und anzupassen.
Die Investition in ein starkes, digitales Employer Branding zahlt sich aus: Unternehmen, die es schaffen, die Generation Z anzusprechen und für sich zu gewinnen, sichern sich einen entscheidenden Vorteil im Wettbewerb um die besten Talente. In einer Zeit, in der qualifizierte Fachkräfte rar sind, kann eine gut durchdachte Employer-Branding-Strategie den Unterschied machen zwischen einem florierenden, innovativen Unternehmen und einem, das im Wettbewerb zurückfällt.
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